Elterngruppe für Eltern von Kindern mit einer ADHS Diagnose

Häufig kann es zwischen Kindern mit ADHS, welche Schwierigkeiten in ihrer Selbstregulationsfähigkeit haben, und ihren Eltern zu heftigen Konflikten und Streitereien kommen. Dabei lassen sich zwischen den Bezugspersonen und dem Kind häufig zwei Eskalationsschleifen beobachten:

  • Komplementäre Eskalation

Die Eltern geben den Forderungen des Kindes häufig nach, um Eskalationen zu vermeiden. Dies führt dazu, dass immer mehr Forderungen des Kindes folgen und die Eltern erfahren, dass ihr Einfluss auf das kindliche Verhalten und ihre Selbstwirksamkeitserfahrung schwinden.  

  • Symmetrische Eskalation

Es kommt zu einer wechselseitigen Zuspitzung des Konfliktes um Macht. Negative Gefühle schaukeln sich gegenseitig hoch, so dass die Gewalt eskaliert und Versöhnungen kaum mehr möglich erscheint.

 

Bei beiden Eskalationsstufen fühlen sich die Eltern schlussendlich hilflos, verlieren ihre Selbstwirksamkeitsüberzeugung und resignieren in der Erziehung ihres Kindes. Es kommt bei den Eltern zum Erleben von parentaler Hilflosigkeit.

 

Die Neue Autorität bietet einen vielversprechenden Ansatz damit sich die Eltern im Umgang mit ihren Kindern wieder handlungsfähig und selbstwirksam erleben können. Unter anderen bilden die Grundprinzipien wie:

  •         Präsenz
  •         Selbstkontrolle & Selbstfürsorge
  •          Struktur & Transparenz sowie der
  •       Netzwerkgedanke (Unterstützernetzwerk)

den sicherheitsgebenden Anker, mit dem Eltern eine unterstützende und strukturierte Umgebung schaffen können, in der Kinder mit ADHS besser lernen können, sich zu regulieren und zu entwickeln.

 

Im Folgenden ein paar Ideen wie die Neue Autorität bei Kindern mit ADHS angewendet werden kann

Präsenz als Schlüssel zur Unterstützung

Kinder mit ADHS profitieren von einer stabilen und verlässlichen Präsenz ihrer Eltern oder Bezugspersonen. Präsenz bedeutet, dass die Erwachsenen sichtbar, engagiert und jederzeit ansprechbar sind. Sie bieten Orientierung und Sicherheit, die für Kinder mit ADHS besonders wichtig sind, da sie oft mit Impulsivität und Unsicherheit kämpfen. Eine konstante Präsenz hilft diesen Kindern, sich weniger verloren zu fühlen und ihre Aufmerksamkeit besser zu bündeln.

 

„Ich bin da und ich bleibe da, auch wenn es schwierig wird“

„Wir geben dich nicht auf“

Selbstkontrolle und Selbstfürsorge

Mutter übt Selbstkontrolle im Konflikt mit ADHS Kind

Im Umgang mit Kindern mit ADHS sind die Selbstkontrolle und die Selbstfürsorge der Erwachsenen entscheidend. Kinder mit ADHS können durch ihre impulsiven und manchmal herausfordernden Verhaltensweisen Stress bei ihren Betreuungspersonen auslösen. Die Prinzipien der Neuen Autorität lehren Eltern und Bezugspersonen, ihre Emotionen zu regulieren und ruhig zu bleiben, auch in schwierigen Situationen. Diese Ruhe erleichtert es, Konflikte zu deeskalieren und klare Grenzen zu setzen, ohne eskalierende Konsequenzen. Dabei können die Eltern als Modell für ihre Kinder im Umgang mit Konflikten wieder wirksamer werden.

 

 „Ich kann dich nicht kontrollieren, ich kann nur mich selbst kontrollieren“

„Ich sorge gut für mich“

Gewaltfreier Widerstand

Die gewaltfreie Haltung der Neuen Autorität ist ein zentraler Aspekt beim Umgang mit Kindern mit ADHS. Statt auf Bestrafung oder Einschüchterung zu setzen, fördern Eltern und Bezugspersonen eine respektvolle und kooperative Kommunikation sowie Wiedergutmachungen, bei denen die Kinder Verantwortung für ihr Handeln übernehmen können. Dies hilft Kindern mit ADHS, sich akzeptiert und verstanden zu fühlen, was wiederum ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit erhöht. Gleichzeitig wird der Fokus auf gemeinsame Lösungen gelegt, die für alle Beteiligten möglichst nachhaltig und positiv sind.

 

Gewaltfreie Widerstandsmaßnahmen richten sich dabei immer gegen die schädigenden Verhaltensweisen des Kindes, niemals gegen das Kind.

 

Das Kind wird als Person gewürdigt und respektiert. Es können einerseits die Bedürfnisse und Gefühle ("guter Grund") hinter den Verhaltensweisen respektiert werden und gleichzeitig gewaltfreie Widerstandsmaßnahmen gegen die schädigenden Verhaltensweisen gesetzt werden.

 

„Ich kann dich nicht dazu zwingen nach meinem Wunsch zu handeln, aber ich werde in deiner Nähe sein und mich entschieden jeder schädigenden Verhaltensweise entgegenstellen. Wir können nicht anders, es ist unsere Pflicht als Eltern“

Unterstützung durch Netzwerke

Stützendes Netzwerk für Familien

Eltern von Kindern mit ADHS profitieren von einem stabilen Unterstützungsnetzwerk, das sowohl die Familie als auch Experten wie Therapeut*innen, Lehrer*innen und andere wichtige Bezugspersonen einschließen kann. Die Prinzipien der Neuen Autorität betonen die Stärke von Netzwerken, die nicht nur den Kindern, sondern vor allem den Eltern Rückhalt geben. Gemeinsam können Strategien entwickelt werden, die den Alltag erleichtern und das Verhalten positiv beeinflussen.

 

„Ich bin stark im WIR“

Transparenz und klare Struktur

Struktur und Regeln

Kinder mit ADHS benötigen klare Strukturen und transparente Regeln, um sich zurechtzufinden. Die Neue Autorität hilft, diese Regeln konsequent und verständlich zu kommunizieren. Eltern und Bezugspersonen können durch ihre transparente Haltung Vertrauen aufbauen und Missverständnisse vermeiden. Diese Klarheit ist essenziell für Kinder, die Schwierigkeiten haben, sich zu organisieren und ihre Aufmerksamkeit zu lenken.

Wiederherstellung einer positiven Beziehung

Familie in warmer Umarmung

Bei Konflikten oder schwierigen Situationen ist es wichtig, die Beziehung zum Kind wiederherzustellen, anstatt Vergeltung oder Bestrafung anzustreben. Die Neue Autorität legt großen Wert auf Wiedergutmachung und die Stärkung der Bindung zwischen Kind und Betreuungsperson. Dies ist besonders bei Kindern mit ADHS entscheidend, da sie sensibel auf Kritik reagieren und eine stabile Bindung brauchen, um sich sicher zu fühlen.

Fazit

Die Neue Autorität bietet somit einen wertvollen Ansatz für den Umgang mit Kindern mit ADHS. Ihre Prinzipien schaffen eine unterstützende und respektvolle Atmosphäre, die den Bedürfnissen dieser Kinder gerecht wird, sowie die Eltern in ihrer Elternrolle stärken.

 

Ziel ist es, dass die Eltern wieder handlungsfähiger und zuversichtlicher werden, damit sie die Eltern werden können, die sie sein wollen und nicht damit sie die Kinder bekommen, die sie haben wollen. Das mag zunächst etwas provokant klingen, aber unterstreicht die Haltung der Neuen Autorität, die nicht ein weiteres „Erziehungstool“ ist, sondern den Blickwinkel auf eine Verbesserung der Beziehung zwischen Eltern und Kind richtet und die Selbstwirksamkeit der Eltern in ihrem Elternsein stärken will.  

 

Dies trägt dazu bei, langfristig tragfähige Beziehungen und Erfolgserlebnisse zu fördern.

 

Eine Studie (im Druck) von Dr. Irit Schorr-Sapir betont die Wirksamkeit des Elterncoachings nach der Neuen Autorität bei ADHS, vor allem auch hinsichtlich, der bei ADHS häufig vorkommenden komorbiden Störungen, wie beispielweise Ängste, Depression, Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich durch das Elterncoaching die Bindungsqualität zwischen Eltern und Kind wieder verbessert.

Eckdaten zur Elterngruppe

Start: Herbst 2025

Dauer: 10 Einheiten à 1,5 Stunden. 14-tägig.

Preis: 40 Euro / Einheit. 400 Euro Gesamtpreis

Maximale Teilnehmer*innenanzahl: 6 Elternsysteme

Ort: Praxis Kompetenz-Entfaltung, Andreas-Hofer-Str. 28b, Innsbruck